Kanonikus Michael Gamper, Priester und Publizist

Kanonikus Michael GamperKanonikus Gamper, 1885 in Prissian geboren, wehrte sich lange Zeit gegen die Verbote deutscher Printmedien in Südtirol während der Italianisierung, indem er weiter deutsche Texte veröffentlichte und mit Unterstützung des Vatikans die deutschsprachige Zeitung „Dolomiten“ herausgab. Außerdem war er der prominenteste Vertreter der „Dableiber“ während der Option 1939. Nach der Übernahme Südtirol vom deutschen Reich 1943 musste er als meist verfolgte Person Südtirols in die Toskana fliehen. Auch nach Kriegsende setzte er sich weiter für die Belange der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols ein und baute die Verlagsanstalt Athesia auf. Der Mitbegründer der geheimen Katakombenschulen mit deutschsprachigem Unterricht starb 1956 in Bozen.

 

Kanonikus Michael Gamper (* 7. Februar 1885 in Prissian, Tisens; † 15. April 1956 in Bozen) war ein Priester und Publizist. Besonders von Bedeutung ist sein Einsatz für die deutschsprachige Volksgruppe in Südtirol sowie sein Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus.

 

Leben

Gamper wurde in Prissian, Gemeinde Tisens, als Sohn des Schmiedes Michael Anton Gamper (1848–1929) und seiner Frau Elisabeth, geborene Sulzer, geboren. Er war das zweitälteste von sechs Geschwistern (ein weiteres Kind war bereits jung verstorben). Er besuchte in Meran das Bendediktiner-Gymnasium und immatrikulierte nach der Matura an der Universität Innsbruck (die ihn später, 1951 zum Ehrenmitglied ernannte), um Theologie zu studieren. Dort trat er recht bald der AKV Tirolia bei. Nach dem Studium besuchte er das Priesterseminar in Trient.

Als Seelsorger war Gamper zunächst in Girlan, Altrei, Leifers und Barbian tätig. 1908 wurde er als Kanonikus (Domherr) in das Kollegiatkapitel der Propsteikirche in Bozen berufen. In dieser Zeit machte er auch Bekanntschaft mit Prälat Dr. Aemilian Schöpfer, der bald die journalistischen Fähigkeiten Gampers erkannte und ihn drängte, die Schriftleitung des neuen „Südtiroler Volksboten“ zu übernehmen (nach der Annexion Südtirols durch Italien im Jahre 1918 war der Verkauf des Tiroler Volksboten verboten worden). 1921 wurde Gamper auch Präsident der Südtiroler Sektion des Tyrolia Verlages.

Kanonikus Michael Gamper

Nachdem im Rahmen der Italianisierung sämtliche deutschen Printmedien in Südtirol verboten worden waren, erreichte er mit Unterstützung des Vatikans, dass die deutschsprachige Tageszeitung Dolomiten 1925 wieder erscheinen konnte. Darüber hinaus war er eine der treibenden Kräfte zur Wiederzulassung des deutschen Religionsunterrichts und – zusammen mit Josef Noldin – der Organisation der Katakombenschulen.

Während der Optionszeit 1939 setzte er sich für den Verbleib in Südtirol ein (siehe Andreas-Hofer-Bund). Obwohl schon lange mit Schreibverbot belegt, veröffentlichte er immer wieder neue Artikel. Berühmt ist darunter der 1940 erschienene Aufsatz Ein schrecklicher Verdacht, in dem er die Ermordung von Kranken und Behinderten in der Aktion T4 durch die Nationalsozialisten anprangerte.

Nach dem Einmarsch der Deutschen in Südtirol 1943 musste Gamper als „Staatsfeind Nummer 1 in Südtirol“ vor der Gestapo fliehen und versteckte sich zunächst in Wangen am Ritten, später in einem Kloster in der Toskana. Dort nutzte er die Zeit zur Erstellung eines Memorandums für die Alliierten, in dem er die Geschichte Südtirols vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die 40er-Jahre beschrieb.

Nach Kriegsende übernahm er die Leitung der Tageszeitung Dolomiten und baute die aus dem Tyrolia-Verlag hervorgegangenen Athesia wieder auf. Bis 1956 blieb er deren Präsident. Gamper setzte sich weiterhin für die Belange der deutschsprachigen Volksgruppe in Südtirol ein und lieferte mit seinem Leitartikel über den „Todesmarsch der Südtiroler“ vom 28. Oktober 1953 ein Grundmotiv des Kampfes um die Autonomie Südtirols.

Im Alter von 71 Jahren starb Kanonikus Michael Gamper am 15. April 1956 in Bozen. Das Begräbnis am 19. April 1956 mit einem Trauerzug durch Bozen geriet zu einer Großveranstaltung; am Begräbnis nahmen über 30.000 Personen teil.[1]

Sein journalistisches und finanzielles Erbe traten seine Nichte Martha Flies und ihr Mann Toni Ebner an. Heute ist das Verlagshaus Athesia großteils im Besitz ihrer Kinder Michl und Toni Ebner.

Zitate

„Ein Volk, das um nichts anderes kämpft als um sein natürliches und verbrieftes Recht, wird den Herrgott zum Bundesgenossen haben“.

Werke

  • Südtirol im Jubljahr seines Bundes : Bericht über die 150-Jahr-Feier des Tiroler Herz-Jesu-Bundes im Jahre 1946. – Brixen: s.n., 1946